Das an der Hans-Dietrich-Genscher-Schule in Wachtberg entwickelte Konzept von Robotik an Schulen zieht immer weitere Kreise und wird international beachtet. So wurde über das Projekt bereits in der New York Times berichtet und als herausragendes Beispiel für Kooperation von Schule und Wirtschaft besprochen.
Für die Wachtberger Hauptschule ist der enge Kontakt zum japanischen Roboterhersteller Yaskawa zu einem echten Glücksfall geworden, denn Yaskawa ist ein global player und immerhin der zweitgrößte Roboterhersteller der Welt.
Vor diesem Hintergrund ist auch die Reise der beiden Lehrer Hans Werner Meurer und Christian Zimbelmann zu sehen. Auf Einladung der EU-Kommission stellten sie das Konzept „hdg robotics 4.0“ auf dem ersten europäischen Workshop für Robotik an Schulen vor.
Dort waren immerhin neun europäische Nationen vertreten. Ziel der EU-Kommission war, in einem ersten Schritt sogenannte best practice-Beispiele einander vorstellen zu lassen, um auf dieser internationalen Plattform zu klären, wo die Länder in Sachen Digitalisierung und Robotik stehen, wo noch Hindernisse sind und wo clevere Wege gefunden wurden, die für die Zukunft nötigen Dinge voranzubringen.
Nach einem gemeinsamen Essen zum gegenseitigen Kennenlernen eröffnete Dr. Ulla Engelmann, Referentin bei der EU-Kommission, den Workshop, bei dem vor einem kleinen Kreis von Fachleuten Projekte aus neun europäischen Ländern vorgestellt wurden. Schnell zeigte sich die enorme Vielfalt der Szene, leider wurde jedoch ebenfalls überdeutlich, dass es in nahezu allen Ländern eher spektakuläre Einzelprojekte sind, die zumeist nur von dem Engagement von Einzelpersonen getragen werden. Dabei ist es längst so, dass es in allen Ländern ausdifferenziert Empfehlungen oder gar Vorgaben für Schulen gibt, wie der Umgang mit modernen Medien und eben auch mit Robotik voranzubringen ist.
Im Kanon der vielen bemerkenswerten Projekte zeigt sich aber auch, dass das hdg robotics 4.0-Projekt der Wachtberger Hauptschule einzigartig ist. Durch den echten Industrieroboter, den Yaskawa der Schule als Dauerleihgabe überlassen hat, ist es den Schülern möglich, schon im 4. Quartal des Kurses mit der Programmierung eines Industrieroboters zu beginnen. Die Schülerinnen und Schüler beginnen sehr spielerisch mit SCRATCH, welches zwar kindgemäß ist, aber dennoch eine robotergemäße Programmiersprache verwendet. Nächster Schritt ist die Programmierung eines Calliope Mikrocontrollers, und damit wird zum ersten Mal ein Gerät außerhalb des Laptops programmiert – mit der Programmiersprache NEPO des Fraunhofer Instituts. Im dritten Quartal treten die Kursteilnehmer dann in die große Welt der Lego Mindstorms-Roboter ein mit ihren fast unbeschränkten Möglichkeiten. Nun werden bewegliche, fahrbare Roboter programmiert, die sogar miteinander interagieren können. Schließlich kommt im vierten Quartal Yaskawa-Industrierobotik hinzu, und für die nächsten 15 Monate werden Lego Mindstorms und Yaskawa-Roboter parallel zueinander geschult. Nach zwei Jahren sind dann die Teilnehmer in der Lage, nicht nur Roboter ein- oder auszuschalten, sondern sogar entsprechend der immer neuen Anforderungen sogar selber zu programmieren. Dieses in Deutschland wohl einmalige Projekt ist allerdings keine Eintagsfliege, sondern ist auf Dauer angelegt.
Die Erlebnisse, der fachliche Austausch und die positive Resonanz der europäischen Kollegen waren für die Wachtberger Bildungsinitiative jedenfalls eine große Bestätigung und Ermutigung. Für Ende Januar 2020 lädt die EU-Kommission dann nach Brüssel zu einer Folgeveranstaltung ein.